Rede von Gerold Conradi auf der Eröffnungsfeier der Niedersächsischen Muschelfischer
für die Saison 2008 am 18.08.2008 in Norddeich

 

Probleme  in der Krabbenfischerei

 

Warum hält ein Krabbenfischer auf der Eröffnung der Muschelsaison eine Rede?

Zwischen der Muschelfischerei und der Krabbenfischerei gibt es seit jeher einen Interessenkonflikt. Wir haben in Anführungsstrichen freie Fanggründe und die Muschelfischer haben Parzellen / Kulturflächen, die in den Fanggründen der Krabbenfischer untergebracht sind. Aber auch in diesem Punkt können sich die beiden Seiten auf einen akzeptablen Nenner einigen wie schon öfter bewiesen.Nichtsdestotrotz sitzen Krabben- und Muschelfischer in ein und demselben Boot und haben in vielen Dingen die gleichen Probleme. Sei es Hafenbau, Flussbaggerungen, Ökowahn, Dieselproblematik  Kraftwerksbau usw. usf. Aus all diesen und noch anderen Gründen hat mich Manuela gebeten hier etwas über die Probleme und Sorgen in der Krabbenfischerei zu erzählen und werde bei der ganzen Angelegenheit bestimmt das eine oder das andere vergessen zu erwähnen.

Ich fange einfach mit der Kutterflotte an. Das Durchschnittsalter der Krabbenkutter liegt bei um die 35 Jahre. Seitens der Politik / Behörden wird gesagt, das Kutter, die älter als 30 Jahre sind, ein Sicherheitsrisiko darstellen und nicht mehr Verkehrstauglich sind. Neubauten sind für 99 % der Fischer ohne öffentliche Unterstützung nicht zu Finanzieren. Alte Kutter, in erster Linie Holzkutter, sind fast nicht zu verkaufen. Die Fischer können diese Kutter nur aufgrund der Kapazitäten (BRZ & KW) verkaufen und erzielen dadurch einen Preis, der weit unter dem liegt, was der Kutter eigentlich bringen müsste.  Abwracken mit öffentlichen Mitteln ist nicht erlaubt.  90 % der heutigen Kapitäne bzw. Eigner stehen auf ihrem ersten und letztem Kutter. Unsere Nachfolger, unsere heutigen Azubis werden mit den heute schon alten Schiffen zum fischen müssen.

Die Krabbenkutterflotte wächst immer weiter. Vor 25 – 30  Jahren wurde die Krabbenfischerei von vielen  belächelt, viele Fischereisparten und Fischer waren froh wenn sie mit der Krabbenfischerei nichts zu tun hatten.  Heute wollen fast alle die dazu in der Lage sind einen Fuß in die Krabbenfischerei bekommen.  In Meiner Berufsschulzeit wurde mir von damaligen Mitschülern gesagt: “Ehe wir Krabben fischen fahren wir lieber Mist.“ Diese Leute machen heute ihren Umsatz zu 90 % aus Krabben.  Die Plattfischkutter / Eurokutter erhalten immer weniger Quote und weniger Seetage. Sie gehen in die Krabbenfischerei. Anfangs waren das nur kurze Aufenthalte, doch mittlerweile haben sich diese Aufenthalte ausgedehnt zu 6 Monaten und mehr. Sie sparen Seetage, Quote, Diesel und Personal. Wir haben glück, dass es eine große Nachfrage an Nordseekrabben gibt.

Ein sehr großer Teil der Niederländischen und fast alle Deutschen traditionellen Krabbenkutter haben sich in einer Transnationalen Erzeugerorganisation zusammengetan, um den Markt mit vernünftigen Mengen zu beschicken und sich für vernünftige Preise einzusetzen.  Die Eurokutter und einige Krabbenkutter sind zwar organisiert doch sie sind nicht Transnational angeschlossen.  Sie werden sich unseren Bemühungen nicht anschließen, sondern nur den Nutzen daraus ziehen.  Wir fordern daher die Einführung eines Allgemeinverbindlichkeitsabkommens, so das sich auch diese Fahrzeuge an die Abmachungen der Erzeugergemeinschaften halten müssen.

Von den Wettbewerbsvorteilen die solch große Schiffe gegenüber unseren Kuttern haben, ganz zu schweigen.

Mein Kutter hat eine Länge von 18,5 m und hat 48 BRZ. Die Euros liegen bei bis zu 150 BRZ bei 24 m Länge. Wen unsere Kutter aufgrund der Wetterlage an der Pier liegen fischen die Euros immer noch. Aber auch wenn wir bei gutem Wetter mit den Euros fischen, können unsere Kutter nicht mit ihnen Schritt halten. Mehr Schiffsmasse, mehr Schleppkraft, mehr Geschwindigkeit. Von den PS ob echt oder unecht ganz zu schweigen.

Kutterankauf. Es ist auszurechnen das der Tag kommen wird wo das Staatliche Fischereiamt  keine Zuschüsse/Starthilfen an Jungfischer auszahlen muss die sich einen Kutter kaufen wollen, da Kutter über 30 Jahre nicht gefördert und Schiffe unter 30 Jahren immer seltener werden. 

Dieselproblematik. In 2001 betrug der Treibstoffanteil in meinem Betrieb um die 10% in 2007 lagen wir bei 20% in 2008 wird sich das bei 30% einpendeln.  2001 haben wir -,25 Pfennig für einen Liter und in 2008 einen bisherigen schnitt von  -,70 € Cent das sind 1,40 DM für einen Liter Diesel ausgeben müssen. Das ist fast das 6 Fache.  Die Spitze für 2008 lag bisher bei -,76 € Cent.  Wir versuchen durch Umbaumaßnahmen am Schiff und Fanggeschirr unseren Verbrauch zu senken, der in den letzten Jahren bei knapp 100.000 Liter lag.

Forschung. Die Krabbenkutterflotte macht den größten Teil der Deutschen Nordseeflotte aus. Eigentlich wollte ich hier sagen das die Forschung sich mit der Krabbenfischerei zusammensetzen solle, das ist ja jetzt mittlerweile nach großem drängen seitens der Fischerei geschehen.  An unserem Fanggeschirr  und unseren Schiffen kann vieles gemacht / entwickelt werden um Energie einzusparen.  Aber die Entwicklung muss der einzelne Fischer tragen und nicht die Allgemeinheit.  Es ist ja jetzt etwas in Bewegung gekommen und ich will hoffen das diese Bewegungen nicht zu langsam sind und bei den Fischern auch getestet werden.

Ich will nicht hoffen das wir erst wieder darauf warten müssen, dass in Holland etwas herausgefunden wird, sondern das auch von uns mal was kommt.

Das beste Beispiel ist uns in der vorletzten Juliwoche vorm Steven langgefahren. Krabbenfischen ohne Baumkurre. Er braucht sich nicht an die 300 PS grenze halten und eine Beschränkung des Fanggeschirrs, bei Baumkurren 24 m ist für ihn auch passe. Er macht Quadrigen, das heißt er fischt auf jeder Seite mit zwei Netzen, die je eine Breite von 9 m haben. Das heißt er fischt mit 36 m breite. Es gibt keinen Krabbenkutter der ein größeres Geschirr hat wie 2 X 10 m. Der größte Teil liegt zwischen 8 und 9 m.  Auf so etwas haben die Euros nur gewartet. Diese art der Krabbenfischerei können die Euros ohne großen aufwand betreiben, da sie alle für die Twinrigfischerei ausgerüstet sind.

Hier muss etwas unternommen werden bevor es aus dem Ruder läuft.

Windenergie. Riffgatt und Nordergründe, keiner dieser beiden Windparks ist in unserem Sinne doch nach uns Fischern geht es nicht. Uns wurde garantiert und von politischer Seite auch beschlossen, dass für den Nearshorebereich nur diese beiden Parks in Frage kommen. Jetzt versucht die Firma Barth  in der Ems zwei  Anlagen zu errichten und hat dafür Anträge gestellt. Wir die Emsfischer aus Ditzum und Greetsiel haben dieses abgelehnt. Jetzt versucht die Firma Barth es auf direktem Wege und möchte mit den Fischern sprechen, um so wie sie mir sagten doch noch zu einer Einigung zu kommen.  Wir werden von unserem Beschluss nicht weichen und fordern von der Politik das gleiche. Die Firma Barth will an diesen Anlagen üben, das Aufstellen-  und Arbeiten an solchen Anlagen.  Doch nichts was sie auf der Ems oder in anderen Mündungsgebieten machen werden ist mit dem zu vergleichen was sie draußen erwarten wird.

An der Jade und an der Ems (Niederlande) sollen jeweils 3 Kraftwerke gebaut werden. Es werden Unmengen an Kühlwasser entstehen die zusätzlich in die Mündungen von Jade und Ems geleitet werden.  Dabei wird herauskommen, dass wenn die Fangmengen rückläufig werden,  die Fischer daran Schuld sein werden, an den Wassereinleitungen kann es dann nicht liegen, denn warmes Wasser soll reinlich sein und hat noch nie jemandem geschadet.

Die Ems. Und nicht nur die Ems, für Jade, Weser und Elbe gilt das gleiche. Überall stehen Baggermaßnahmen an oder werden schon durchgeführt.

Ich rede in diesem Moment mal nur über die Ems. Es soll gebaggert werden, wir sind zwar nicht mit den Baggerungen einverstanden, werden sie aber Akzeptieren müssen, weil wir Fischer es nicht auf unsere Schultern laden werden, wenn die Seehäfen wie Emden, Leer, Papenburg und Delfzijl, vom Eemshaven ganz zu schweigen nicht überlebensfähig bleiben oder expandieren können. Aber dass das Baggergut in unseren Fanggründen verklappt werden soll können wir nicht hinnehmen.

Wir fordern von den Seehäfen und den zuständigen Behörden das gleiche Verständnis und fordern eine Lösung mit der auch wir leben können und zwar in unserer Heimat auf der Ems.

Die Androhungen wegen des Abzuges der Kutter aus Ditzum und Greetsiel sind nicht nur heiße Luft. Wir werden das verwirklichen wenn uns die Grundlage des Lebens auf der Ems genommen wird.

All die Probleme die ich hier angesprochen habe muss man  in einem Gesamtpaket  betrachten um zu sehen das wir vor vielen Sachen stehen derer wir uns erwehren müssen.

Mir liegt noch vieles auf der Seele und am Herzen wenn es um meinen Beruf geht aber ich weiß auch, dass auch diese Veranstaltung ein Ende haben muss. 

Ich liebe meinen Beruf, für mich ist er der schönste Beruf der Welt und  ich werde auch in Zukunft dafür kämpfen das er bestehen bleibt.